Der Stahl, aus dem die Messer sind

In wenigen Bereichen gibt es so viel Unwissen und Aberglauben wie bei Messern. — Axel Kielhorn vor Corona

Stahl

Stahlherstellung ist ganz einfach, man nimmt etwas Eisen, fügt ein paar Verunreinigungen dazu, kocht es einmal auf und gießt es dann in eine Form. Den Block walzt man dann zu einem Blech und stanzt daraus die Messer.

Auch wenn der Stahl homogen aussieht, besteht er in Wirklichkeit aus vielen kleinen Körnern. Der Zwischenraum zwischen den Körnern ist ein Angriffspunkt für Rost und Ausbrüche.

Da die Herstellung so einfach ist, gibt es viele Länder, in denen Stahl hergestellt wird. Somit gibt es auch viele Normen und Bezeichnungen, die einen Vergleich der Stähle erschweren.

In Deutschland werden Werkstoffnummern verwendet, die einen Rückschluss auf die Eigenschaften des Stahl zulassen. Diese findet man häufig auf Küchenmessern.

Da Outdoor Messer für einen internationalen Markt produziert werden, findet man hier eher die amerikanische, japanischen oder schwedischen Bezeichnungen.

Rostende Stähle

Alle Stähle rosten, man muss nur die richtigen Bedingungen schaffen.

Wenn man von rostenden Messerstählen spricht, meint man damit Kohlenstoffstähle, die außer Kohlenstoff nur wenig andere Bestandteile enthalten.

Diese Stähle sind günstig, lassen sich gut bearbeiten und schärfen.

Allerdings erfordern sie eine gewisse Pflege, da sie sonst rosten. Sie sollten nach dem Gebrauch gereinigt, getrocknet und am besten auch gleich eingeölt werden. Hier bietet sich ein in Balistol getränkter Lappen an.

Für Obst und Gemüse sind diese Stähle weniger geeignet.

Typische Kohlenstoffstähle sind:

Dabei ist der 1.2379 an der Grenze zu den rostträgen Stählen. Unter normalen Bedingungen rostet er nicht, er wird aber von Säuren (z. B. aus Äpfeln oder Zwiebeln) angegriffen.

Rostträge Stähle

Umgangssprachlich (werbesprachlich) spricht man auch von rostfreien Stählen. Die englische Bezeichnung “stainless” beschreibt diese Stähle aber besser.

Durch den Zusatz von Chrom wird das Rosten der Stähle reduziert.

Auch diese Messer müssen gepflegt werden. Nach dem Gebrauch sollten sie gereinigt und getrocknet werden. Bei längeren Einsatzpausen (z. B. im Winter) kann auch hier ein leichter Ölfilm nicht schaden.

Typische rostträge Stähle sind:

Von vielen “Experten” werden diese Stähle als langweilig und veraltet bezeichnet. Sie erfüllen jedoch alle Anforderungen, die man an einen Messerstahl stellt.

Damaszener Stähle

Damaszener Stahl sieht gut aus. Die billigste Version besteht aus mehreren Blechen, die miteinander verschweißt werden. Das fertige Messer hat dann ein Linienmuster parallel zur Schneide. Das hat keine Funktion und ist nur Dekoration.

Richtiger” Damaszener Stahl ist aufwendig zu produzieren und damit sehr teuer. So ein Messer kann schnell über 1000 € kosten und das nimmt man nicht einfach so in den Wald.

PM Stähle

Eine andere Methode Stahl zu produzieren ist es, die Bestandteile zu einem Pulver zu zermahlen und dieses dann in einer Form zu pressen und danach zu sintern. Dadurch haben diese Stähle ein feines homogenes Gefüge. Es kommt nicht zu Mikroausbrüchen an den Korngrenzen.

Dieser Aufwand lohnt sich nur bei hochwertigen Stählen, daher ist der Grundwerkstoff hier schonmal etwas teurerer. Außerdem eignet sich der Prozess nicht für die Massenproduktion. Der Preis für einen Messerrohling (ein Stück Flacheisen) ist 4 bis 5 mal so hoch wie bei einem der einfachen rostträgen Stähle.

Für den normalen Anwender lohnt sich die Mehrausgabe eher nicht. Für den tägliche Einsatz im Gartenbau oder im Wald kann sich so ein Messer lohnen.

Ich habe ein Taschenmesser aus S 90 V, ich war halt neugierig. Bei der kleinen Klinge fallen die Materialkosten noch nicht so stark in Gewicht (ca. 50 % teurer als die 14C28N Version).